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Fake you


Seit 1793 in Südpreußen die letzte Hexe in Deutschland hingerichtet wurde, sollte man annehmen, dass Hexenjagden eher aus der Mode geraten sind.

Nachdem es im BDSM aber schon immer Anlehnungen an verschiedene feudale Brauchtümer wie Folter, Leibeigenschaft und Ähnliches gab und gibt, ist es natürlich nicht weiter überraschend, dass Hexenjagden sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen.


Gemeint sind in dem Zusammenhang natürlich nicht die unzähligen Nutzerinnen und Nutzer, die sich selbst als Hexe oder Hexer bezeichnen. Die moderne BDSM-Hexenjagd richtet sich allerdings - wie ihr mittelalterliches Gegenstück - wieder hauptsächlich gegen Frauen.

Wo der männliche Dom sich höchstens als Dummdom bezeichnen lassen muss, wenn er nicht so funktioniert wie das Gegenüber es erwartet, sieht eine weibliche Sub sich gänzlich anderen Bezeichnungen ausgesetzt.


Nachdem es sich offenbar auch bis hinter den allerletzten Ofen herumgesprochen hat, dass es mindestens ungeschickt ist, einer Sub ihr Subsein abzusprechen, wenn sie nicht so funktioniert wie ihre Domheit das gerne hätte, hat sich die Bezeichnung als Fake eingebürgert. Eine weibliche Sub, der im Angesicht der chatterischen Dominanz mancher Nutzer nicht direkt vor der Webcam die Kleider vom Leib fliegen, und sie selbst augenblicklich ihre Knie gen Bodenbelag beschleunigt, wird eilig und öffentlichkeitswirksam als Fake bezeichnet. Die moderne Hexe im BDSM, die zu jagen lohnenswert scheint, ist also der Fake.

Um sich als Fake zu erweisen, kommen neben dem bereits angebrachten Beispiel, auch weitere Merkmale in Frage. Ein fehlendes Real-Zeichen, fehlende oder nicht ausreichend große Tätigkeit in Forum oder Chat, oder eine leere Freundesliste. All dies sind für die dömmlichen Neu-Großinquisitoren eindeutige Anzeichen dafür, dass sie es mit einem Fake zu tun haben.

Früher waren es rote Haare, oder ein ausgedehnter Kräutergarten. So ändern sich die Zeiten.


Nun steht man als Nutzer daneben und fragt sich: Was soll der Quark?!

Da hat jemand offenbar einen unpassenden Deckel für seinen Topf gefunden, verfällt in einen frühkindlichen Tobsuchtsanfall, und sieht sich in der nahezu heiligen Pflicht, seine Umwelt davon in Kenntnis zu setzen, was man soeben entdeckt hat. Nur, dass die Andere eben nicht doof ist, sondern ein Fake. Die einer solchen Begebenheit nachfolgenden Geschehnisse sind so voraussehbar wie kopfschmerzbereitend. Es entbrennt ein heftiges Streitgespräch, in dessen Verlauf der Beschuldiger nicht müde wird, seine Beschuldigungen zu wiederholen, die Beschuldigte zieht Beweis um Beweis heran, um ihre reale Existenz zu beweisen, und die Lager um beide Standpunkte herum, bemühen sich um ein Gespräch darüber, wie sinnvoll, beziehungsweise sinnlos es ist, vermeintliche Fakes als solche zu brandmarken, und was man denn gegen die größte Gefahr des BDSM-Abendlandes tun könne.

Es stellt sich die Frage, wie um alles in der Welt ein angeblicher Fake ein Problem darstellen soll. Bei dem Eifer, mit dem mancher Neu-Inquisitor ans Werk geht, müssen Fakes ja eine ernste Bedrohung sein. Und wenn es so ist, wie kann ich mich als einfacher Dom vom Lande davor schützen? Droht am Ende gar das Ende vom BDSM, wir wir ihn kennen? Da bekommt man direkt Stresspusteln, und der Angstschweiß steht in den Schuhen!

Alles Blödsinn! Nur weil eine nicht springen mag, wie ein Tastaturdömmel sich das herbeisehnt, ist sie kein Fake. Auch ist jemand, der einem nicht bereitwillig Anschrift, Telefonnummer, Personalausweis, Geburtsurkunde, Impfpass und Blut- sowie Stuhlprobe zukommen lassen möchte, kein Fake.

Wie zerbrechlich muss das dömmliche Wesen sein, wenn es so panische Angst vor ein wenig Vertrauensvorschuss hat - und der gehört zum Zwischenmenschlichen dazu wie die Butter zu Nutella - dass er umgehend den Hexenhammer abstaubt und anwendet? Keinen anderen vernünftigen Grund kann es für diese alberne Hexenjagd geben. Die Nutzererfahrung für fast 200.000 Nutzer leidet nicht unter einer Hand voll Nutzer, die vielleicht wirklich nicht sind, wen sie vorgeben. Die Sklavenzentrale ist eben keine reine Fickbörse. Wer Katalogware benötigt, um überhaupt erfolgreich verpartnert zu werden, der sollte seinen Blick nach Osteuropa und Asien richten. Denn darauf läuft die Hexenjagd auf Fakes hinaus. Es soll garantiert werden, dass man zum Schuss kommt - und zwar so effizient wie möglich. Am liebsten in Manier von Amazon Prime. Frei Haus, am nächsten Werktag.


"Ja aber, Herr Klugscheißer-Autor! Ich bin schon auf 5 Fakes reingefallen! Die waren echt nicht die, die sie vorgegeben haben, zu sein! Die wollten nicht telefonieren, oder haben den Telefonkontakt einfach eingestellt!"

Nun, was soll ich sagen? Wirf dich nicht allem an den Hals, was nicht schnell genug den Computer aus dem Fenster werfen kann. Vielleicht drängst du auch einfach nicht gleich nach 7,43 Sekunden Chatkontakt auf ein Telefonat und eine Kopie des Personalausweises. Ich hätte auf so übergriffiges Verhalten auch keine Lust, und würde den Kontakt umgehend einstellen. Und du wahrscheinlich auch.



© .. Jagdwolf


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